St. Dorothea von Montau

Patronin für Frieden und Versöhnung zwischen Deutschen und Polen.

St. Dorothea von Montau gilt als Patronin des Preussenlandes und gehört zu den großen mittelalterlichen Mystikerinnen. Schon in einer Chronik aus dem 15. Jh. wird sie neben die hl. Katharina von Siena und die hl. Birgitta von Schweden gestellt – alle drei lebten in der zweiten Hälfte des 14. Jh., in einer Zeit, in der das Abendland von großen Krisen in Kirche und Gesellschaft erschüttert wurde, insbesondere durch die „babylonische Gefangenschaft der Päpste in Avignon und das abendländische Schisma.
Dorothea lebte von 1347 bis 1394. Geboren wurde sie in dem Dorf Montau, welches im Weichseldelta unweit von Danzig liegt. Ihre Eltern waren Bauern. Sie wuchs gemeinsam mit 8 Geschwistern in einer tiefreligiösen Familie auf, heiratete mit 16 Jahren einen Waffenschmied aus Danzig und wurde Mutter von 9 Kindern, von denen jedoch 8 in den Pestjahren 1375 und 1383 als Kinder starben. Von Beginn war ihre Ehe begleitet von einer wachsenden geistigen Verinnerlichung, die seit 1364 im Einsetzen mystischer Visionen ihren besonderen Ausdruck fand. Nach dem Tod ihrer Kinder zog es sie ab 1384 zu den großen Wallfahrtsstätten Europas: Aachen, Einsiedeln und Rom.

1390, nach dem Tod ihres Mannes, verschenkte sie ihre Habe, um den Rest ihres Lebens ganz Gott zu weihen und am Dom zu Marienwerder in einer kleinen Klause zu leben. Täglich empfing sie die hl. Kommunion. Viele Menschen kamen zur Klause, um von ihr Rat und Weisung zu erhalten. Sie rief auf zum Gebet in den Spannungen jener Zeit, als sich der Zerfall des Deutschen Ritterordens ankündigte und die Kirche unter dem großen abendländischen Schisma litt. Als Dorothea am 25. Juni 1394 in ihrer Klause im Rufe der Heiligkeit starb, wurde sie in der Krypta des Domes zu Marienwerder begraben. Schon 1395 wurde in Rom das Kanonisationsverfahren beantragt. Der Dom wurde zur Pilgerstätte für Deutsche und Polen aus dem ganzen Land. Mit Beginn der Reformation im Ordensland im Jahre 1525 kam jedoch das Heiligsprechungsverfahren für Dorothea zum Stillstand und als Marienwerder evangelisch wurde, verwüstete man 1544 ihre Grabstätte.

Im Volk jedoch blieb die Erinnerung an die heilige Frau wach, sie wurde als Mutter, Pilgerin und Klausnerin von Polen und Deutschen gemeinsam verehrt und um Erhalt des Friedens angerufen. Jedoch erst zu Anfang des 20. Jh. wurde der Heiligsprechungs-Prozeß in Rom wieder aufgenommen und kam erst – verzögert durch den 2. Weltkrieg und das 11. Vatikanische Konzil – am 9. Januar 1976 zum Abschluß, als Papst Paul Vl. den „Kult der Ehrwürdigen Dienerin Gottes Dorothea von Montau. Witwe, Klausnerin, die „Selige“ oder „Heilige“ genannt wird‘, bestätigte. Unterstützt wurde das Anliegen sowohl von den vertriebenen Gläubigen und ihren Oberhirten aus dem ehemaligen West- und Ostpreußen, als auch von den Bischöfen und Gläubigen, die heute in der Heimat Dorotheas leben. Polen und Deutsche haben so nach dem 2. Weltkrieg – der sie in besonderem Maße entzweite – gemeinsam erreicht, daß die im Volk lebende Verehrung der hl. Dorothea auch offiziell bestätigt und für die ganze Kirche anerkannt wurde. So ist Dorothea eine Heilige des Brückenschlages zwischen Polen und Deutschen, eine Fürsprecherin für den Ausgleich zwischen den Völkern Osteuropas, für den Erhalt des Friedens. Der in Danzig entstandene Kirchbau zu ihren Ehren soll dafür ein gemeinsames sichtbares Zeichen sein.