Danzig/Gdańsk

Mit Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung schienen 1945 die Kontakte der deutschen Danziger in ihre Heimatstadt abgeschnitten worden zu sein. Das war in vielen Fällen auch der Fall, aber es gab Ausnahmen. Nicht alle Deutschen waren vertrieben worden. Manche mussten bleiben, weil sie im Wasserwerk oder in anderen auch für den polnischen Staat wichtigen Positionen der Infrastruktur arbeiteten. Es gab Ehen zwischen deutschen und polnischen Staatsbürgern, Mütter die in Danzig blieben, um (oft vergeblich) auf ihre Söhne zu warten, die in den Russlandfeldzug geschickt worden waren.  Viele Familien hatten auch Verwandte in der Kaschubei oder im „polnischen Korridor“ – den Gebieten in Westpreussen, die seit 1919 zum polnischen Staatsgebiet gehörten, aber natürlich auch von Deutschen besiedelt geblieben waren. So gab es auch unter den Danzigern in der Vertreibung immer Kontakte in die Heimat – viele Vertriebene glaubten ja auch in den 40er Jahren  noch, dass sie bald zurück kehren könnten. 1949 stelle Polen die Ausweisung der Deutschen ein. Viele gingen dann aber ab 1955 im Zuge einer Familienzusammenführung in die Bundesrepublik.
Reisen in die verlorene Heimat waren den Vertriebenen zwischen 1945 und den 70er Jahren nahezu unmöglich.Manchmal half aber auch der Zufall. So knüpfte der am 31.7.2005 verstorbene, langjährige 1. Vorsitzende des Adalbertus-Werkes e.V. Gerhard Nitschke bereits 1958 während einer Studienreise mit der Universität erste Verbindungen zum nun polnischen Danzig. Als Polen dann in den 70er Jahren seine Grenzen für so genannte „Heimwehtouristen“ öffnete, fuhren viele Mitglieder des Adalbertus-Werk e.V. privat nach Danzig/Gdańsk. Dabei entstanden eine Reihe von intensiven Kontakten zu Persönlichkeiten des kirchlichen und kulturellen Lebens, insbesondere in Danzig und Pelplin. Auch gab es Verbindungen zur Bewegung Solidarność.
In den Notjahren 1980-85 beteiligten sich Mitglieder des Adalbertus-Werkes an den Hilfsaktionen. LKW und Kleintransporter mit Paketen, Kleidung und Medikamenten wurden geschickt, Predigten und Schriftstücke des Widerstandes nach Deutschland gebracht, hier übersetzt und verbreitet.

Nach der „Wende“ konnte auf diesem bereits bestehenden Fundament der Kontakte aufgebaut und ein intensiver Dialog begonnen werden. Studientagungen in Polen wurden organisiert, zahlreiche heutige Danzigerinnnen und  Danziger sind als Mitglieder ins das Adalbertus-Werk e.V. eingetreten. Die Zeitschrift adalbertusforum geht an viele Bezieher in Polen. Der Bekanntheitsgrad des Adalbertus-Werkes in Danzig – und darüber hinaus auch in anderen Bereichen Polens – steigt ständig. Die Arbeit unseres Bildungswerkes wird dort als positiv und für die deutsch-polnischen Verständigung und Aussöhnung förderlich, anerkannt.
Dies fand seinen Ausdruck darin, daß sowohl die Stadt Danzig als auch der Staat Polen im Jahre 1999 die Arbeit des Adalbertus-Werkes durch hohe Auszeichnungen ihrer Repräsentanten würdigte:
Am 23. April 1999 wurde dem 1. Vorsitzenden, Gerhard Nitschke, im Artushof zu Danzig von der damaligen Vorsitzenden des Rates der Stadt Danzig, Elzbieta Grabarek-Bartoszewicz, die St. Adalbert-Medaille, die höchste Auszeichnung der Stadt Danzig – überreicht, die ihm der Rat der Stadt in Anerkennung seiner Verdienste für die Stadt Gdansk und insbesondere für seinen Einsatz für den Versöhnungs- und Verständigungsprozeß zwischen den Polen und Deutschen verliehen hat. Am 8. November 1999 erhielten Pfarrer Msgr. Johannes Goedeke, 1975 bis 1996 Geistlicher Beirat das Adalbertus-Werkes, und Gerhard Nitschke aus der Hand des Gesandten der Republik Polen, Dr. Krzysztof Miszczak, in der Aussenstelle der Botschaft in Köln das ihnen in Würdigung ihrer Verdienste um die polnisch-deutsche Versöhnung und Verständigung vorn Präsidenten der Republik Polen verliehene Kavalierkreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Anlässlich des 60. Gementreffens im Jahr 2006 wurde das Adalbertus-Werk e.V. „für seine verdienstvolle Arbeit für die Danziger…und die europäische Zukunft“ mit der Medaille des Präsidenten der Stadt Gdańsk, Paweł Adamowicz, geehrt.